4.0. Eine kleine Einleitung zu Kultur & Geschichte
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Schon immer hat die Menschheit Spuren hinterlassen - Spuren die von der jeweiligen Epoche Zeugnis ablegen. Mich faszinieren besonders die letzten paar Jahrhunderte - also jene die uns am nächsten liegen. In dieser Zeit war der Mensch - bedingt durch den technologischen Fortschritt, aber auch durch den Bevölkerungsdruck - in der Lage und zum Teil auch gezwungen, sich den Alpenraum zu Nutze zu machen. Zuerst beschränkte sich dass auf die bereits besiedelten Gebiete, um dann aber immer weiter in die Seitentäler und auf die Bergflanken auszuweichen, die die alten Transitrouten säumten. Die topographischen Gegebenheiten im Alpenbogen führten so zu verschiedensten Besonderheiten, die meist eine ganze Region prägten, andernorts jedoch nicht, oder nicht in dieser Form zu finden sind.
Schloss Tirol in Meran
Schloss Tirol in Meran (Südtriol) © copyright by Adi Sparber
Über alle diese Dinge möchte ich Euch auf den folgenden Seiten ein wenig mehr berichten...wie sie entstanden sind, sich weiterentwickelt haben, Veränderungen denen sie unterworfen waren und sind, sowie über all die Dinge die heute "bedeutungslos" geworden sind. Na - kommt Ihr mit auf den Streifzug durch die Vergangenheit unserer Vorfahren?
Wege am Wasser: So finden sich im Wallis die "Suonen" (Wasserleitungen) die nötig wurden, als die Menschen aufgrund des Bevölkerungsdruckes die Bergflanken zu nutzen begannen. Aufgrund der extrem geringen Niederschlagsmenge war Wasser auf diesen Hängen ein seltenes, äusserst kostbares Gut, das oft von weither herangeführt werden musste. Die gleiche Entwicklung lässt sich auch im Südtirol - wo die Wasserleitungen "Waale" heissen - beobachten, da das Südtirol ähnlichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt ist wie das Wallis. Ähnliche Bauwerke finden sich auch noch in anderen Alpenregionen, so z.B. im Aostatal oder im Val di Susa (Piemont). In den meisten Gebieten der Alpen kommen jedoch solche Wasserleitungen nicht vor - da genügend Niederschläge und somit auch ausreichend Wasser vorhanden war.




Das Foto auf der rechten Seite zeigt die Bisse de Rho - die Passarelle des Amour - aufgenommen um 1940 von Charles Paris.
suone de rho




Suche noch ein geeignetes Foto einer solchen "Hungeralp"

Im Tessin finden sich unzählige "Alpi di Fame" an steilen und steilsten Talflanken. So abschüssig und beinahe unerreichbar gelegen, dass sich der Betrachter heute kaum noch vorstellen kann dass die Bewohner des Tessins einmal auf diese angewiesen waren. Der Bevölkerungsdruck in der "Sonnenstube der Schweiz" war vor einigen Jahrhunderten dermassen gross, dass den Bewohnern nichts anderes übrig blieb als auch die steilsten und unwirtlichsten Hände an Ihren Bergflanken urbar zu machen. Oft konnten auf diesen Hungeralpen nur einige Ziegen gehalten werden und warfen etwas Heu für die restlichen Tiere im Tal ab. Aber der Hunger und die Not im Tal waren so gross, dass sich beinahe jeder Aufwand zu lohnen schien.
Historische Verkehrswege: Entlang der alten Transitstrecken vom Norden nach Süden und  - seltener - von Ost nach West, entstanden schon früh die ersten Siedlungen. Später als der Warenverkehr und die Mobilität zunahm wurden diese Routen immer wichtiger. Es enstanden Beherbergungsbetriebe und Säumerstationen. Die jeweiligen Herrscher über diese Strecken - meist nur Teile davon - versuchten die für sie lukrativen Verkehrsströme fortwährend und umfassend zu kontrollieren. Da der Warenhandel grossen Gewinn versprach und oft auch eine der raren Gelegenheiten bot, Bargeld in die Kasse zu bekommen, war die Herrschaft über diese Routen immer sehr umstritten und oft umkämpft. Ein Reisender durchquerte damals unzählige Hoheitsgebiete, Fürstliche und Bischöfliche Lehen, sowie Kaiserliche Höfe. All diese trachteten fortwährend danach Ihren Einflussbereich zu sichern oder zu erweitern. Aus diesem Streben gingen unzählige Wach- und Festungstürme, Burgen und Schlösser hervor, die uns noch heute von dieser sehr regen Epoche erzählen.

Das Foto auf der rechten Seite zeigt die meisterhaft erstellte Treppe am Prasgnola-Pass im Val Madris (GR), über welchen früher neben dem Warenverkehr ins Avers-Tal auch das Vieh von Soglio ins Val Madris getrieben wurde.
prasignola
rhonegletscher1900
Alpinismus: Ab dem späten 18. Jahrhundert fing sich der Mensch auch ausserhalb der wirtschaftlichen Belange an, für die Umgebung in der er lebte, zu interessieren. Zuerst erforschten vor allem einige Gelehrte und Kartographen, sowie geologisch und botanisch interessierte Geistliche unsere Alpen, dann folgten diesen vorallem die Engländer welche die Vorreiter des heute existierenden Alpen-Tourismus sind. Die Einheimischen Bauern oder Jäger fungierten erst beinahe ausschliesslich als Führer oder Träger - bis auch in unserem Land die ersten Alpenclubs - die Vorläufer des heutigen SAC - gegründet wurden. Von da an, nahm die Neugier auf die noch unbestiegenen Gipfel laufend zu. Bald setzte ein regelrechten Run ein - einen Gipfel als erster zu besteigen. Als schliesslich die meisten bezwungen waren, begann der Wettlauf auf die Grate und die Wände - die Route auf den Gipfel galt nun als das Non-Plus-Ultra und nicht mehr nur der Gipfelsieg alleine. Neben diesen extremeren Formen des Alpinismus begannen sich auch die Leute aus den Städten für die Alpen zu interessieren - Ferien in denselben galten bald einmal als hip und chick. So begann der Tourismus in seiner heutigen Form zu wachsen und Gestalt anzunehmen.



Historisches Foto vom Rhonegletscher um 1900.





© copyright by Reinhard Dietschi im Januar 2005
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